2008

Müller, Mehl und Mühle

Ochtrup. Müde wirkte sie an ihrem Geburtstag nicht, die alte Bergwindmühle. Trotz ihrer 160 Lebensjahre drehte sie sich am Samstag unentwegt beim Tanz mit ihrem Freund, dem Wind. Über den kreisenden Windmühlenflügeln wölbte sich ein weißblauer Sonnenhimmel. „Der Wind kommt heute aus Südost. Das ist optimales Windmühlenwetter“, meinte Norbert Paßlick vom Förderverein Bergwindmühle, während er einem kleinen Mädchen einen Luftballon in die Hand drückte. Von der anderen Seite pustete ein kleiner Steppke einen Seifenblasenwirbel in die Luft.

Kinder hatten beim Mühlengeburtstag jede Menge Spaß. Unter anderem beim Sackhüpfen und Seilziehen, bei Malaktionen, am Glücksrad oder bei den kniffligen Mühlenquizfragen. Aber auch die Erwachsenen kamen auf ihre Kosten. Rund um die alte Windmühle rankte sich ein bunter Mühlenmarkt mit viel Tamtam. Ob Töpferkunst, Holzskulpturen, Westfälische Näharbeiten oder nostalgische Puppen. Ob Flohmarkt, Traktorenausstellung oder Motorradschau, es war für jeden etwas dabei. Viele versuchten ihr Glück auch bei der Tombola, wo sieben Ballonfahrten, ein Flug im Ultraleichtflieger und viele wertvolle Sachpreisen lockten.

Besonders interessant aber war es im Inneren der Mühle. Windmüller Hermann Nobbenhuis und seine Jungmüller setzten am Mühlengeburtstag die gesamte Technik in Bewegung und beantworteten die vielen Fragen der kleinen und großen Leute. Auch der elektrisch angetriebene Mahlstein, der in diesem Jahr wieder neu aktiviert wurde, zog viele neugierige Blicke auf sich. „Ich war als Kind oft dabei, wenn mein Vater in der Mühle zu tun hatte“, erinnerte sich Hermann Nobbenhuis und drehte am Stellrad neben dem Mahlstein. „Dieses Stellrad habe ich damals auch gedreht. Ich glaube, damit fing meine Begeisterung für die Mühle an.“

Diese Begeisterung ist ihm treu geblieben. Und wenn Hermann Nobbenhuis seinen Besuchern die Mühlradtechnik beschreibt, wenn er das komplizierte Miteinander von Flügelachse, Hauptachse und Achsrädern in spannende Geschichten verpackt, dann wirkt sie geradezu ansteckend, diese Begeisterung des Windmüllers. Wer das Wunderwerk der alten Windmühlentechnik kennenlernen wollte, kletterte die Innenleiter hinauf bis zur drehbaren Kappe. „Die wiegt mit ihren Achsen, Achsrad, Flügelkreuz und Steert 13 bis 14 Tonnen“, berichtete Nobbenhuis.

Draußen auf dem Mühlenmarkt kauften die Leute das frisch gemahlene Mehl sowie Brote und spezifisches Mühlengebäck. Und nach all den Eindrücken gönnte sich mancher eine Verschnaufpause bei Kaffee, selbstgebackenem Kuchen, Wein oder Feinkostspezialitäten. Das Jugendorchester der Stadtkapelle und die Ochtruper Volksmusikanten sorgten im Wechsel für die musikalischen Schmankerl. Auch die Leineweber-Tanzgruppe gratulierte zum 160. Windmühlengeburtstag. Und über all dem kunterbunten Treiben tanzten die Windmühlenflügel unermüdlich mit dem Wind.

VON IRMGARD TAPPE





Dank vieler Spenden dreht sie sich

Ochtrup. Am Samstag (13. September) feiert die Ochtruper Bergwindmühle ihren 160. Geburtstag. Und was wäre ein Geburtstag ohne Geschenke? Die Mitglieder des Fördervereins Bergwindmühle sind derzeit bei der Ochtruper Geschäftswelt auf Besuchstour, um Präsente für die Tombola zu erbitten. Der Erlös aus der Tombola wird ausschließlich für den Betrieb und den Unterhalt eines der markantesten Wahrzeichens Ochtrups verwandt.


Wenn sich die Mühle heute wieder mit voll funktionsfähiger Technik und in einem makellosen Zustand präsentiert, so ist das vor allem der Spendenbereitschaft der Ochtruper Bevölkerung zu verdanken.

Wie unsere Zeitung vom Förderverein erfuhr, scheint diese Sammelaktion alle Rekorde zu brechen. „Es gibt kaum jemanden, der nicht spontan zu einer Spende bereit ist, sogar der Bürgermeister hat sich nicht lumpen lassen“, so Klaus Winter, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Förderverein. Neben vielen Sachspenden wie beispielsweise ein elektrischer Wok, ein Elektrogrill, eine Paella-Pfanne, Dampfbügeleisen und eine Stereoanlage warten Gutscheine im Gesamtwert von über 600 Euro aus der Ochtruper Gastronomie und Geschäftswelt auf ihre Gewinner.

Die Aussicht auf ein Überraschungsmenü für zwei Personen im Gasthaus Elfering-Jasper, zwei Mal die Teilnahme am „mediterranen Büfett" im „Chalet“, eine Einladung für zwei Personen zu einem westfälischen Büfett in „Kocks Wirtshaus“ sowie viele weitere Gutscheine für den Genuss à la carte lassen schon jetzt das Wasser im Munde zusammen laufen.

Wer aber lieber zu Hause isst, den locken sicherlich Präsente von „Wein & fein“ und den Ochtruper Fleischereien. Und für die, die auf Diät sind, gibt es Gutscheine für Benzin, Wagenwäschen und Reifen, für Fußpflege oder einen Haarschnitt.


Ein Highlight der Tombola ist aber die Aussicht auf Erlebnisse ganz besonderen Art: Die Ochtruper Fliegergruppe Skytouch lädt zu einem einstündigen Rundflug mit einem modernen Ultraleicht-Flugzeug über Ochtrup und das Münsterland ein.

Doch damit nicht genug: Sechs Gewinner dürfen sich auf eine Fahrt mit einem Heißluftballon freuen. Der Förderverein möchte an dieser Stellen den vier Ochtruper Apotheken, den Bäckereien Bäumer, Beile, Voss und Volkery, den Floristikgeschäften Böhne, Böking, Grave, Hoetmar sowie Volkery und nicht zuletzt der Ochtruper Ärzteschaft danken, die von wenigen Ausnahmen abgesehen alleine dreieinhalb Ballonfahrten sponsern.

Der fehlende Anteil an dem vierten Ticket wird am Festtag meistbietend versteigert, so dass insgesamt sieben glückliche Gewinner einen Blick von oben auf die Mühle werfen können.

Der Start des Ballons wird zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Ochtruper Berg erfolgen. Wahrscheinlich wird ein Ultraleicht-Flugzeug die Ballonfahrt begleiten und in luftiger Höhe mittels Film- und Fotokamera eine bleibende Erinnerung für die glücklichen Gewinner schaffen.







Windmühle feiert ihren 160. Geburtstag

Ochtrup. Es ist wohl der großen Liebe der Familie Nobbenhuis zur Bergwindmühle zu verdanken, dass sich das Ochtruper Wahrzeichen nach jetzt vollendeten 160 Jahren makellos und voll funktionstüchtig präsentiert. 160 Lebensjahre in einem vorzüglichen Erhaltungszustand zu überstehen, das darf und muss gebührend gefeiert werden. Deshalb laden Mühlenbesitzer Hermann Nobbenhuis und der Förderverein Bergwindmühle am 13. September (Samstag) alle Interessierten zu einer bunten Jubiläumsveranstaltung auf den Ochtruper Berg ein. Neben Exkursionen in das geheimnisvolle Mühleninnenleben wird es rund um die Mühle eine Menge interessanter Dinge zu sehen und zu erleben geben.

Die Mühle wurde 1848 vom Mühlenbauer Johann Elfering aus Graes geplant und von der Mühlenbauerfirma Münstermann aus Ahaus errichtet. Sie ist eine der letzten im holländischen Stil erbauten sogenannten Wallholländer-Windmühlen. Heute steht sie als Kulturstätte des Ernährungshandwerks unter Denkmalschutz und trägt weithin sichtbaren Wahrzeichencharakter für die Stadt Ochtrup.

Die Mühle ist mit zwei Getreide- und einem Graupenmahlgang ausgerüstet und wurde stets als Lohnmühle betrieben. Das bedeutet, dass als Entlohnung für das Mahlen jeweils ein Molter (1/16 des Mahlgutes) an den Müller abzuführen war.

1856 wurde die Mühle an die Bauern Uphoff und Reckels versteigert. 1876 verkaufte man sie an den Bauern Lenderich. 1889 ging sie schließlich in den Besitz der Familie Hermann und Luise Nobbenhuis über. Seither befindet sie sich ununterbrochen im Nobbenhuis-Besitz.

Um durch Windstille bedingten Stillstand zu vermeiden, wurde 1938 ein zusätzlicher elektrischer Antrieb eingebaut. Trotzdem hatte die Mühle wie fast alle kleinen Privatmühlen nach dem Zweiten Weltkrieg keine Chance, sich gegen industrielle Großbetriebe zu behaupten. Deshalb musste der gewerbliche Mühlenbetrieb 1955 eingestellt werden.

Was rastet, das rostet. Um die Mühle zu erhalten, begann 1972 der Heimatverein mit den ersten Renovierungsarbeiten. Von 1988 bis 1992 fand schließlich eine umfassende Sanierung an Bauwerk und Innenleben statt, um somit die volle Funktionsfähigkeit wieder herzustellen. Die dafür erforderlichen erheblichen Investitionen trugen das Land, die Stadt Ochtrup und der Eigentümer.

Seit gut zwei Jahren gibt es den Förderverein Bergwindmühle, dessen Anliegen es ist, dieses Ochtruper Kulturgut zu pflegen und zu erhalten.