2006

Trotz der Schäden geöffnet

OCHTRUP - "Glück zu" heißt es am Pfingstmontag, 5. Juni, wieder an der Bergwindmühle. Mit einem Tag der offenen Tür wird der Deutsche Mühlentag begangen.

Und Glück kann die historische Kornwindmühle derzeit auch gebrauchen. Denn eine Orkanböe hatte am 27. März dieses Jahres einen der über zwölf Meter langen Flügel abgebrochen, ein weiterer Flügel wurde beschädigt. Der Schaden beläuft sich auf eine fünfstellige Summe und muss nun von einer Mühlenbaufirma aus den Niederlanden behoben werden. Die Arbeiten werden voraussichtlich im Herbst abgeschlossen sein.

"Das Angebot der Firma kam gerade, auch die Versicherung hat gezahlt, aber die Summe reicht nicht", berichtet Hermann Nobbenhuis vom aktuellen Stand der Dinge. Ein weiterer Flügel, so stellte er vor kurzem fest, ist beschädigt. Die ansonsten voll funktionsfähige Mühle kann sich also beim diesjährigen Mühlentag nicht drehen. Und doch wird wieder allerhand Programm angeboten.

Mahlvorgänge

Von 12 bis 17 Uhr kann die Anlage besichtigt werden. Windmüller Hermann Nobbenhuis bietet Führungen an. Dabei informiert der 59-Jährige unter anderem über die Besegelung der Flügel, die einzelnen Mahlvorgänge und die verschiedenen Holzarten, welche in der Windmühle verarbeitet wurden.

Rund um die Mühle findet, schon traditionell, der Mühlenmarkt statt. Dort kann Mehl gekauft werden. Nicht nur für Liebhaber interessant sind die Vorführungen der Ochtruper Traktoren-Oldie- Vereinigung mit ihren Fahrzeugen von 1930 bis 1965, sowie Landmaschinen, alten Autos und Motorrädern. Mit dabei ist auch in diesem Jahr wieder die Töpferei Eiling, der die Besucher beim Arbeiten an der Töpferscheibe über die Schulter gucken können.

Bei der Kornwindmühle auf dem Ochtruper Berg handelt es sich um eine der letzten im holländischen Stil errichteten Windmühlen vom Typ Wallholländer, sie lösten die damals üblichen Bockwindmühlen in Westfalen ab. Sie wurde 1848 vom Mühlenbauer Johann Elfering aus Graes geplant, von der Firma Münstermann, Ahaus, errichtet und ist mit einem intakten Getreidemahlgang ausgerüstet. Die Nutzer bezahlten als Lohn für das Mahlen jeweils ein Molter, das ist 1/16 des Mahlgutes, an den Müller. 1887 ging die Mühle in den Besitz der Familie Hermann und Luise Nobbenhuis über und gehört ihr bis heute. Somit wird sie in der vierten Generation von ausgebildeten Windmüllern betrieben.

Renovierung

Bereits 1927 erlitt das Bauwerk schon einmal bei einem schweren Orkan starke Schäden. Seit 1938 wird ausschließlich mit elektrischem Antrieb gemahlen, also unabhängig vom Wind. Der Existenzkampf der kleinen Privatmühlen nach dem Zweiten Weltkrieg ging auch an der Bergwindmühle nicht spurlos vorüber: Der Betrieb musste 1955 eingestellt werden. 1972 wurden vom Heimatverein Ochtrup erste Renovierungsarbeiten durchgeführt. Doch erst von 1988 bis 1992 fand eine durchgreifende Sanierung statt.

Besitzer Hermann Nobbenhuis und sein Sohn André haben sich in Holland zu Windmüllern ausbilden lassen. Sie sind nun in der Lage, vom Wind gemahlenes Mehl zu produzieren. Nach anfänglicher breiter Angebotspalette von Mehlsorten wie Dinkel-, Buchweizen-, Roggen- und Weizenmehl haben sie sich mittlerweile auf die Herstellung von Buchweizenmehl spezialisiert.

Wenn der aktuelle Sturmschaden behoben wurde, ist, ist die Mühle wieder voll funktionsfähig. Da die Reparaturkosten jedoch immens sind, bittet der Müller alle Mühlenfreunde um eine Spende, damit das Wahrzeichen Ochtrups sich vielleicht schon im September dieses Jahres wieder im Wind drehen kann.


Spendenkonto für die Bergwindmühle Ochtrup: VB Ochtrup, Kto.-Nr. 82 13 00, BLZ 40 16 46 18.


Mittwoch, 31. Mai 2006 | Quelle: Münstersche Zeitung (Ochtrup)




Glück zu! trotz Orkanschadens

Von Anna-Maria Kramer

Ochtrup. Die Ochtruper Bergwindmühle bietet dem Betrachter seit einiger Zeit ein seltsames Bild. Eine Mühle mit zwei Flügeln? Normalerweise sieht die doch anders aus. Obwohl die Mühle bei einem Sturm im März so stark beschädigt wurde, dass sie im Moment nicht arbeiten kann, will ich unbedingt am 10. Deutschen Mühlentag teilnehmen, erklärt Hermann Nobbenhuis, Besitzer der Windmühle.

Wie bereits berichtet, hat eine orkanähnliche Windböe am 27. März ganze Arbeit geleistet. Der Balken eines Flügels ist durchgebrochen und ein anderer so stark beschädigt worden, dass auch dieser abmontiert werden musste. Als Müller von heute habe ich mich extra vorher noch bei Kachelmann im Internet über die Windverhältnisse informiert und die Mühle passend gestellt, so Nobbenhuis. Aber ganz offensichtlich irre sich auch der ARD-Wetterfrosch mal.

Seine Mühle gehört zu einer jahrzehntelangen Familientradition (Nobbenhuis). Seitdem mein Großvater sie 1888 für 3000 Taler vom Bauer Lenderich gekauft hat, ist die Mühle ein Teil unserer Familie, erklärt der 65-Jährige, der im Hauptberuf Dreher ist. Er selbst kam 1985 ins Müllergeschäft und machte von 1986 bis 1988 seine Müllerausbildung in den Niederlanden. Für mich ist das Ganze hier ein Hobby Schulklassen und andere interessierte Gruppen herumführen und nebenbei noch etwas Korn für das selbstgebackene Brot mahlen. Aber er fügt bestimmt hinzu: Es ist harte Arbeit und ohne das nötige Herzblut läuft es nicht.

Das wichtigste sei für ihn, die Tradition zu bewahren und seine Erfahrungen weiterzugeben. Wir überlegen, ob wir nicht vielleicht einen Mühlenverein gründen, erklärt Nobbenhuis. Vielleicht können wir auf diese Weise ein Stück Ochtruper Geschichte erhalten.

Ein erster Schritt, den Menschen den Müllerberuf näher zu bringen, sei der Mühlentag am Pfingstmontag (5. Juni). Von 11 bis 17 Uhr können die Besucher Hermann Nobbenhuis, seinem Sohn und einem befreundeten Müller aus Ostfriesland über die Schulter sehen. Sie erfahren dann, wie beispielsweise eine Mühle besegelt wird. Außerdem werden wir noch einen Film über die Windmühlen aus dem Vechtetal zeigen, erklärt der Müller. So werden neben der Ochtruper Wallholländermühle auch die Erdholländermühle und die Bockwindmühle zu sehen sein.

Das besondere Highlight dieses Jahr sind die rund zwölf Meter langen abmontierten Flügel, die sich die Besucher von Nahem ansehen können. Zumindest ein Gutes hatte der Unfall: Jetzt merken die Leute einmal, wie groß Mühlenflügel wirklich sind, meint Nobbenhuis amüsiert. Um die Flügel wieder reparieren zu lassen, sei er aber immer noch auf Spenden angewiesen. Die tragenden Stellen sollen nämlich aus Strahl gemacht werden, damit der betagten Dame Mühle so schnell nichts mehr passiert.

Wir hoffen, dass die Menschen erkennen, dass unsere Bergwindmühle seit 161 Jahren ein Teil Ochtrups ist und erhalten bleiben muss. Das kann unsere einzige Hoffnung sein, sagt Nobbenhuis und verabschiedet sich mit dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Müllergruß: Glück zu!



Donnerstag, 18. Mai 2006 | Quelle: Tageblatt für den Kreis Steinfurt (Ochtrup)




Mühlentag ist trotz Orkanschadens nicht gefährdet

Die Ochtruper Bergwindmühle ist gestern gestutzt worden. Ralf Schwering von der gleichnamigen Zimmerei und Josef Heufert montierten den Rest jenes Flügels ab, der am 27. März von einer Orkanböe zertrümmert worden war. Zugleich sollte auch das Gegenstück abgebaut werden. Der Grund: Ein Flügel muss immer nach oben zeigen, um den Schutz vor Blitzeinschlägen gewährleisten zu können. Das wäre bei drei Schwingen aus Schwerpunktgründen nicht möglich. Hermann Nobbenhuis, Besitzer der Mühle, gab gestern zudem Entwarnung: Der Mühlentag am Pfingstmontag kann stattfinden. Allerdings werden dann weiterhin nur zwei Flügel montiert sein. Die neuen werden extra für Ochtrup angefertigt. Nobbenhuis freute sich dennoch: Hauptsache, die Mühle kann sich drehen.Foto: Andreas Löbbe


Samstag, 08. April 2006 | Quelle: Tageblatt für den Kreis Steinfurt (Ochtrup)






Klappts bis zum Mühlentag?


Ochtrup - "Als alles ohne Personenschäden vorbei war, habe ich erst einmal ein alkohlolfreies Weizenbier getrunken", sagt Hermann Nobbenhuis, Besitzer der Ochtruper Bergwindmühle.

Nur fünf bis zehn Minuten dauerte der Sturm am Montag, dessen orkanartige Böen in einer schmalen Schneise auch die Turmstraße der Töpferstadt erwischten. Bei dem nach oben stehenden Flügel wurden etwa 25 Quadratmeter Fläche beschädigt. Das Segel, mit dem der Flügel der bespannt war und die Seile, die wiederum diese Segelbespannung sichern, verhinderten einen Unfall mit größeren Schäden. Sie hielten das abgebrochene Flügelstück, bis es fachgerecht abgenommen werden konnte. Das geschah mit Hilfe eines Spezialkrans des Unternehmens Grevink aus Wüllen (bei Ahaus) und einer Hebebühne der Schreinerei Schwering aus Ochtrup.

Windrichtung

"Als der Flügel am Boden lag, habe ich erst einmal meinen Sohn André angerufen. Der ist, wie ich, Mühlenspezialist und zudem auch noch Maschinenbau-Ingenieur", sagt Hermann Nobbenhuis. Der Sohn beruhigt ihn mit den Worten: "Die Gefahr ist vorbei und alles andere wird sich regeln." Das sieht der Vater inzwischen auch so, dennoch ist ihm zwei Tage nach dem glimpflich verlaufenen Unglück immer noch der Schreck darüber anzumerken. Hilfreich war nach seiner Aussage, dass die Mühle in Relation zur Windrichtung günstig steht. Ein abbrechender Flügel wäre nicht auf die Straße gefallen, die vom Ordnungsamt gesperrt wurde, sondern in die andere Richtung.

Wie geht es nun weiter? Schon gestern waren mit Tonnie Moes und Jos Geverink von dem niederländischen Mühlenbau-Unternehmen Groot Wesseldijk zwei Fachleute vor Ort. Die Versicherung taxiert den Schaden auf cirka 15 000 Euro, neben dem Flügel wurde auch die Flügelwelle beschädigt. Die Reparatur soll nach Möglichkeit bis Pfingsten abgeschlossen sein. Dann nämlich ist der internationale Mühlentag, an dem Hermann Nobbenhuis wieder Besucher an der Bergwindmühle empfangen will. "Das wird knapp, unsere Auftragsbücher sind voll", sagt Jos Geverink.

Flügel

Dazu kommen andere Aspekte. "Mit Blick auf die Sicherheit der Bergwindmühle in den kommenden Jahren wäre es sinnvoll, alle vier Flügel aus Metall zu fertigen, wie es in den Niederlanden vorgeschrieben ist", sagt Nobbenhuis - Geverink nickt zustimmend. Da allerdings reden die Denkmalschützer ein gewichtiges Wort mit, die über dieses Problem schon nachdenken.

Der beschädigte Flügel kann - natürlich nur aus Holz - wieder repariert werden. Ein Flügel, der je zur Hälfte aus Holz und Metall besteht, würde nicht funktionieren. Sehr wohl denkbar und technisch möglich ist allerdings, dass zwei Flügel aus Holz bestehen und die beiden anderen aus Metall. Und für den Notfall bereitet sich Hermann Nobbenhuis schon darauf vor, dass sich am Mühlentag vielleicht nur noch die beiden verbliebenen Holzflügel drehen. Pfingsten jedenfalls soll es an der Turmstraße 24 wieder rund gehen. - Peter Umlauf


Donnerstag, 30. März 2006 | Quelle: Münstersche Zeitung (Ochtrup)