2004

Mehlgeruch lässt Nobbenhuis nicht los

-jos- Ochtrup. Die Vorraussetzungen hätten kaum schlechter sein können, dennoch fanden auch bei verregnetem Wetter zahlreiche Besucher den Weg in die Ochtruper Bergwindmühle. Schon zum elften Mal wurde am Pfingstmontag der Deutsche Mühlentag gefeiert, und die Windmühle auf dem Ochtruper Berg war für die Besucher geöffnet. Sie konnten durch die Mühle klettern, und Hermann und André Nobbenhuis erklärten ihnen die Funktionsweise der Kornmühle aus dem Jahre 1845.

1848 wurde die Mühle in Betrieb genommen, weiß Müller Hermann Nobbenhuis zu berichten. Mittlerweile führen wir die Mühle in der dritten Generation. 1887 wurde die Mühle von Hermann Nobbenhuis Großeltern gekauft, bis in die Jahre 1943/44 wurde sogar noch mit Wind gemahlen. Doch um konkurrenzfähig zu bleiben, stellte Hermann Nobbenhuis Vater die Mühle schon früher auf Elektrobetrieb um. Bis 1954 wurde in der Ochtruper Bergwindmühle noch gemahlen, dann war Schluss.

Als Kind durfte ich immer meinem Vater helfen. Auch wenn der nicht mehr mit Windkraft arbeitete, so habe ich immer den Geruch von frischem Mehl in der Nase gehabt. Da bin ich nicht mehr rausgekommen. Ich brauch einfach den Geruch. Ich muss ihn riechen, so Hermann Nobbenhuis. 1985 entschloss er sich dann, Windmüller in den Niederlanden zu lernen. Nur in Holland gibt es noch den Beruf des Windmüllers, so der Ochtruper.

1988 wurde mit der Sanierung der Bergwindmühle begonnen. Seitdem wird in Ochtrup ausschließlich mit Windkraft gemahlen. Während des Rundgangs erzählte Hermann Nobbenhuis allerhand Geschichten um die Mühle. Etwa die, warum die Ochtruper Mühle die größte mit Holzkreuz im gesamten Münsterland ist.

Die Mühle misst einen Durchmesser von 28 Metern und hat eine Windfläche von 100 Quadratmetern. Dazu kam es durch einen Orkan, der 1927 die kompletten Flügel und das obere Stück der Mühle auf das Feld des Bauern Uphoff warf. Die neuen Flügel erwiesen sich als zu groß, also wurde die Mühle um einige Meter erhöht.

Aber nicht nur die Geschichte der Bergwindmühle wurde den Besuchern vorgestellt, es gab auch allerhand praktische Anschauungsbeispiele. So durften die Kinder mithelfen, die Flügel anzuschieben, denn am Mühlentag herrschte leider zu wenig Wind.

Um die Mühle richtig gut betreiben zu können, brauchen wir Windstärke drei bis vier. Außerdem nehmen die Bäume hier schon viel Wind weg, so der Windmüller.

Bei dem Rundgang konnten die Besucher viele kamen von weit her und zum wiederholten Mal sehen, wie die Mühle in den Wind gedreht wurde oder wo das Korn rein- und nachher als Mehl herauskam. Wem das noch nicht genug war, der konnte rund um die Mühle, wenn es dann doch einmal trocken blieb, alte Traktoren besichtigen oder Mehl aus der Bergwindmühle kaufen.

Ich hoffe, dass heute auch noch einige Oldtimer und alte Motorräder vorbeikommen, so Nobbenhuis. Das Ziel sei es, den Ochtrupern ihren Berg näher zu bringen. Nobbenhuis dazu: Das ist nicht nur ein Berg, dass soll bei den Menschen der Ochtruper Berg sein. Außerdem ist es doch wesentlich besser, hier rund um die Mühle die historischen Dinge zu präsentieren, als irgendwo auf einer Wiese.

Sein Anliegen ist es, die Historie zu vermitteln und den Ochtruper Berg zu fördern. Eben durch diesen Mühlentag oder auch einfach nur durch den Betrieb der Mühle. Viele Leute denken einfach nur: schön, da dreht sich eine Windmühle. Mehr nicht. Aber jeder darf und sollte auch gucken, wenn hier gemahlen wird, so Nobbenhuis. Jeder ist eingeladen, in die Mühle zu kommen, wenn gemahlen wird, auch wenn nicht Mühlentag ist, versichert der Windmüller aus Leidenschaft.




Mittwoch, 02. Juni 2004 | Quelle: Tageblatt für den Kreis Steinfurt (Ochtrup)





Mahlen wie vor 100 Jahren

Ochtrup. Glück zu heißt es am 31. Mai wieder an der Ochtruper Bergwindmühle. Mit einem Tag der offenen Tür wird an Pfingstmontag traditionell der Deutsche Mühlentag begangen. Von 11 bis 17 Uhr kann die historische Mühle besichtigt werden. Der gelernte Windmüller Hermann Nobbenhuis bietet Führungen durch die Mühle. Rund um die Mühle findet der Mühlenmarkt statt. Dort können windgemahlenes Mehl, selbstgebackenes Brot sowie T-Shirts und Anstecknadeln mit dem Wahrzeichen Ochtrups gekauft werden. Der Erlös des Mühlenmarktes kommt dem aufwendigen Erhalt des Denkmals auf dem Ochtruper Berg zugute.

Nicht nur für Liebhaber interessant: die Vorführungen von Oldie-Traktoren und alten Landmaschinen. Wie wird der Westfälische Blaudruck gemacht? Wie entstehen die für Ochtrup typischen Töpferwaren? Auch auf diese Fragen gibt es am Mühlentag Antworten. Neben Vorführungen dieser alten Handwerkskünste können die gedruckten Textilien und die Töpfereien auch dort gekauft werden.

Bei der Kornwindmühle auf dem Ochtruper Berg handelt es sich um eine der letzten im holländischen Stil errichteten Windmühlen vom Typ Wallholländer. Sie lösten die damals üblichen Bockwindmühlen in Westfalen ab. Die Mühle wurde 1848 vom Mühlenbauer Johann Elfering aus Graes geplant und von der Mühlenbaufirma Münstermann (Ahaus) errichtet. Die Mühle ist mit einem intakten Getreidemahlgang ausgerüstet. Sie wurde als Lohnmühle betrieben. Dies bedeutet, dass als Lohn für das Mahlen jeweils ein Molter (1/16 des Mahlgutes) an den Müller abzuführen war.

1887 ging die Mühle in den Besitz der Familie Hermann und Luise Nobbenhuis über. Seitdem gehört sie ununterbrochen der Familie Nobbenhuis. Somit wird sie in der vierten Generation von ausgebildeten Windmüllern betrieben.

Bei einem schweren Orkan im Jahr 1927 wurde die Mühle stark beschädigt. Seit 1938 wurde ausschließlich mit elektrischem Antrieb gemahlen, so dass der Müller erstmals unabhängig vom Wind war.

Der Existenzkampf der kleinen Privatmühlen nach dem Zweiten Weltkrieg ging auch an der Bergwindmühle Ochtrup nicht spurlos vorüber, so dass der Mühlenbetrieb 1955 eingestellt werden musste. Im Jahr 1972 wurden vom Heimatverein Ochtrup erste Renovierungsarbeiten durchgeführt. Doch erst in den Jahren 1988 bis 1992 fand eine durchgreifende Sanierung statt.

Heute ist die Ochtruper Bergwindmühle wieder voll funktionsfähig. Der Besitzer Hermann Nobbenhuis und sein Sohn André wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren in Holland zu Windmüllern ausgebildet. Sie sind nun in der Lage, hochwertiges (windgemahlenes) Mehl selbst zu produzieren. Nach anfänglicher breiter Angebotspalette von unterschiedlichsten Mehlsorten (Dinkel-, Buchweizen-, Roggen-, Weizenmehl) haben sie sich mittlerweile auf die Herstellung von Buchweizenmehl spezialisiert. Für die besondere Qualität des Mehles war bereits vor dem Krieg Josef Nobbenhuis (der 2.) bekannt.

Ansprechpartner: Hermann Nobbenhuis, Turmstraße 24, 6823.





Montag, 24. Mai 2004 | Quelle: Tageblatt für den Kreis Steinfurt (Ochtrup)